Renan
30. Sept. 2018
Finnland gilt durch die sehr guten Leistungen in Vergleichsstudien als Vorreiter in Bezug auf Bildung und dient deshalb als interessantes Beispiel für ein alternatives Schulsystem. Dieses System stellt Renan in diesem Artikel vor.
Alternativ zu dem vorgestellten Schulsystem Deutschlands folgen die meisten Industriestaaten dem Modell der Gesamtschule. Im Vergleich zu Deutschland verbringen die Schüler_innen nicht nur die vierjährige Grundschulzeit zusammen, sondern auch die Sekundarstufe I. Finnland gilt durch die sehr guten Leistungen in Vergleichsstudien als Vorreiter in Bezug auf Bildung und dient deshalb als interessantes Beispiel für ein alternatives Schulsystem. Finnlands Erfolg resultiert zum einen aus den von den Schüler_innen erreichten Schulleistungen, zum anderen aus der „gerechten“ Verteilung der erreichten Bildungsabschlüsse.
Mit der finnischen Schulreform 1972-1977 wurde das Konzept der Gesamtschule etabliert. Vor der Reform war das finnische Schulsystem zweigliedrig. Der Schulbesuch begann im Alter von sieben Jahren für alle Schüler_innen mit der Grundschule.
Das Schulsystem in Finnland vor- und nach der Reform 1972-1977
Die Abbildung veranschaulicht, dass die vierjährige Grundschulzeit vor der Schulreform um zwei weitere Jahre verlängert werden konnte. Zum anderen bestand die Möglichkeit, nach der vierten Klasse, für fünf Jahre, auf eine weiterführende Schule zu wechseln. Die weiterführende Schule führte häufig zum darauffolgenden Besuch der Oberstufe, wohingegen diejenigen, die für zwei weitere Jahre die Grundschule besuchten, meistens auf die „civic school“ wechselten und danach eine Berufsausbildung anstrebten. Zudem verdeutlicht die Abbildung, dass die Zeit, die Schüler_innen gemeinsam in einer Schule verbringen, bevor sie in unterschiedliche Schultypen aufgeteilt werden, nach der Reform mehr als doppelt so lang ist. Das Alter, in dem die Schüler_innen voneinander getrennt werden, wurde vom 11. Lebensjahr in das 16. Lebensjahr aufgeschoben. Mit der Schulreform wurde das zweigeteilte Schulsystem durch eine neunjährige Gesamtschule ersetzt. Alle Schüler_innen wurden, nach der Umsetzung der Reform, einheitlich bis zur neunten Klasse auf derselben Schule unterrichtet. Neben der Dauer der Schulzeit, charakterisierte die weiterführende Schule der naturwissenschaftliche Schwerpunkt und die Lehre von Fremdsprachen, wohingegen die „civic schools“ ihren Fokus auf einen praxisbezogenen Unterricht legten. Lehrer_innen wurden besonders geschult, um die Herausforderung, unterschiedlich leistungsstarke Schüler_innen in einem Klassenraum gemeinsam zu unterrichten, bewältigen zu können. Spezielle Unterrichtseinheiten wurden eingeführt, in denen leistungsschwächere Schüler_innen gefördert werden. Insbesondere wurden dabei Schüler_innen, deren Muttersprache nicht der Nationalsprache entspricht, unterstützt.
Quellen:
Kivirauma, J.; Ruoho, K. (2007): Excellence through special education? Lessons from the Finnish school reform. In: International Review of Education, Vol. 53, Nr. 3, S. 283-302.
Pekkarinen, T.; Uusitalo, R.; Pekkala, S. (2006): Education policy and intergenerational income mobility: Evidence from the Finnish comprehensive school reform. In: Journal of Public Economics. Vol.93, S. 965-973.