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Bildungssystem in Deutschland: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen?

Renan

30. Apr. 2018

In Deutschland erlangen Kinder aus bildungs- und einkommensstarken Elternhäusern mit größerer Wahrscheinlichkeit höhere Bildungszertifikate als Kinder aus benachteiligten Familien. Die Auswirkung des Elternhauses auf den Bildungsverlauf von Kindern und die damit verbundene Weitergabe des ökonomischen Status ist dadurch zentraler Bestandpunkt aktueller Bildungsdebatten.

In Deutschland erlangen Kinder aus bildungs- und einkommensstarken Elternhäuser mit größerer Wahrscheinlichkeit höhere Bildungszertifikate als Kinder aus benachteiligten Familien. Die Auswirkung des Elternhauses auf den Bildungsverlauf von Kindern und die damit verbundene Weitergabe des ökonomischen Status ist dadurch zentraler Bestandpunkt aktueller Bildungsdebatten. Insbesondere wurden die Uneinigkeiten in Bezug auf unterschiedliche Vorstellungen der Bildungspolitik bei den Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl 2017 in Deutschland deutlich.


Die nachfolgende Abbildung stellt das Schulsystem in Deutschland dar. Die Schulzeit beginnt in Deutschland für alle SchülerInnen im Alter von etwa sechs Jahren. Bei Schuleintritt besuchen alle SchülerInnen in Deutschland mit der Grundschule zunächst einheitlich denselben Schultyp. Nach der Grundschule, die die ersten vier Jahre besucht wird , gliedert sich das deutsche Schulsystem in der Sekundarstufe I hauptsächlich in drei unterschiedliche Schulformen: Die Hauptschule, die Realschule und das Gymnasium. Anfang der 1970er Jahre wurde das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland durch Gesamtschulen erweitert.



Die Hauptschule stellt den Schulzweig mit den niedrigsten akademischen Anforderungen dar. SchülerInnen der Hauptschule nehmen danach überwiegend an der beruflichen Bildung im dualen Ausbildungssystem teil: „Dual ist diese Ausbildung deshalb, weil sie an zwei Lernorten stattfindet, überwiegend im Ausbildungsbetrieb, zum geringen Teil in der staatlichen Berufsschule“ (Baethge, 2003, S. 525). Auch SchülerInnen der Realschulen partizipieren anschließend meist am dualen Ausbildungssystem. Dabei ist hervorzuheben, dass RealschülerInnen meist höher qualifizierte Ausbildungsberufe anstreben. Nach der 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums kann entweder auch eine duale Berufsausbildung oder für weitere zwei oder drei Jahre die akademische Laufbahn des Gymnasiums gewählt werden. Im internationalen Vergleich sticht in Deutschland durch die Integration von AusbildungsabsolventInnen auf dem Arbeitsmarkt hervor Die gymnasiale Oberstufe schließt mit dem Abitur ab, welches anschließend zum Zugang einer Hochschule berechtigt.


Der Anteil der SchülerInnen, die im Schuljahr 2014/15 ein Gymnasium besuchten, liegt bei 34 %. An Realschulen liegt der Anteil bei 23 % und an Hauptschulen bei 12 %. Neben der Haupt- und Realschule und dem Gymnasium wurde zudem ein alternativer Schultyp eingeführt: Die Integrierte Gesamtschule. Der Anteil der Schülerschaft an Integrierten Gesamtschulen liegt bei 16 %. Dabei kam es zu Zusammenlegungen von Haupt- und Realschulen zu Integrierten Gesamtschulen. 11 % der SchülerInnen besuchen Schularten mit mehreren Bildungsgängen.


Quellen:


Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2016): Bildung in Deutschland 2016: ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration. Bielefeld, W. Bertelsmann Verlag.


Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Bildung in Deutschland 2014: Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur Bildung von Menschen mit Behinderung. Bielefeld, W. Bertelsmann Verlag.


Baethge, M. (2003): Das berufliche Bildungswesen in Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Cortina, K. S.; Baumert, J.; Leschinsky, A.; Mayer, K. U.; Trommer, L. (Hrsg.): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland: Strukturen und Entwicklungen im Überblick, ein Bericht des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, 2. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, S. 525-580.


Köller, O. (2003): Gesamtschule – Erweiterung statt Alternative. In: Cortina, K.S.; Baumert, J.; Leschinsky, A.; Mayer, K. U.; Trommer, L. (Hrsg.): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland: Strukturen und Entwicklungen im Überblick, ein Bericht des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, 2. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt- Taschenbuch-Verlag, S. 458-486.


Leschinsky, A.; Cortina, K .S. (2003): Zur sozialen Einbettung bildungspolitischer Trends in der Bundesrepublik. In: Cortina, K.S.; Baumert, J.; Leschinsky, A.; Mayer, K. U.; Trommer, L. (Hrsg.): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland: Strukturen und Entwicklungen im Überblick, ein Bericht des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung,

  1. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, S. 20- 51.


Leschinsky, A.; Mayer, K. U. (1999): The Comprehensive School Experiment Revisited: Evidence from Western Europe. Frankfurt am Main, Lang.


Maaz, K.; Trautwein, U.; Lüdtke, O.; Baumert, J. (2008): Educational Transitions and Differential Learning Environments: How Explicit Between-School Tracking Contributes to Social Inequality in Educational Outcomes. In: Child Development Perspectives, Vol. 2, S. 99-106.


Malecki, A. (2016): Schulen auf einen Blick. Wiesbaden, Statistisches Bundesamt. Zugriff am 08.01.2017:

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Schulen/BroschuereSchulenBlick0110018169004.pdf?__blob=publicationFile./


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